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Global Mamas startet die erste Fair Trade Zone (FTZ) in Ghana


We Did it! Welcome to the Fair Trade Zone

Homepage der Global Mamas - Bilder und Berichte - englisch

Der Anfang ist geschafft! Die ersten Gebäude der Fair-Trade-Zone stehen.
Der Zuschuss der SEZ (Stiftung Entwicklungszusammenarbeit) über 20.000,- € ist genehmigt und wurde überwiesen. Die Freude ist groß!
Über unser Vereinskonto konnten wir bisher für die Global Mamas insgesamt weitere 33.500,- € weiterleiten (Stand 15. Mai 2022).
Das ist eine große Unterstützung für die Menschen dort in Ghana und ermöglicht Hoffnung und Lebensperspektive für Frauen und Familien. Vielen Dank allen, die sich daran beteiligt haben und sich weiter dafür engagieren!

Global Mamas in Ghana

Wir unterstützen das Projekt der „Global Mamas“ durch ideelle Unterstützung, die Vermittlung von Zuschüssen, eigene Spenden und durch die Weiterleitung von Spenden.

Global Mamas besteht seit nunmehr 15 Jahren und hat es sich zur Aufgabe gemacht, insbesondere Frauen in Ghana zu fördern. Global Mamas arbeitet mit Frauen in ganz Ghana zusammen, um fair gehandelte Produkte zu produzieren und zu verkaufen. Dies tun sie mit Erfolg, indem sie Frauen ausbilden und ihnen existenzsichernde Arbeitsplätze anbieten.

Global Mamas produziert Bekleidung und Heimtextilien aus Bio-Baumwolle und stellt die Stoffe dafür in Wachsbatik-Technik her. Außerdem produziert Global Mamas Schmuck aus Recyclingglas und Kosmetik aus Shea-Butter. Insgesamt produziert Global Mamas an neun verschiedenen Produktionsstätten in Ghana.

Um die steigende Produktnachfrage zu decken, plant Global Mamas den Bau der weltweit ersten FTZ, einer umweltfreundlichen, zentralisierten Produktionsstätte, die 200 qualifizierten Handwerkerinnen in der östlichen Region Ghanas beschäftigen wird. Das erste Haus davon ist jetzt fertiggestellt!

Das Gelände soll im Stil eines Campus errichtet werden und neben dem Platz für den Stoffdruck und die Näherei auch eine Kindertagesstätte, Seminarräume und ein kleines Hostel beherbergen. Ziel soll es sein, neben einer effektiven und zentralen Produktion, auch Seminare abzuhalten und Begegnungen stattfinden zu lassen.

Das FTZ wird eine Atmosphäre des Lernens für Frauen fördern, Frauenprogramme betreuen, Teamwork durch kleine Produktionsteams fördern, sowie die Gesundheitsvorsorge durch regelmäßige Gesundheits- und Vorsorgeuntersuchungen sichern.

Fortschritte beim Bau der FTZ

Nach vielen Verzögerungen und Rückschlägen konnte endlich mit dem Bau der Gebäude der FTZ 0.5 begonnen werden. Leider auch dies mit Verspätung, da aufgrund der Coronapandemie ab Marz 2020 in Ghana die Baumaterialien zum Teil nicht verfügbar waren. Man hätte nur weniger nachhaltige Materialien einsetzen können. Dies kam jedoch nicht in Frage. Es soll schließlich ein rundum nachhaltiges Projekt entstehen.

Die Stiftung Entwicklungszusammenarbeit (SEZ) Baden-Württemberg hat dankenswerterweise die Projektlaufzeit verlängert. Geplant ist nun die FTZ 0.5 bis spätestens Ende Juli 2021 zu errichten.

Die Gebäude werden aus nachwachsenden und Upcycling-Materialien errichtet, um sie kostengünstig zu erstellen und zu betreiben. Die Dächer werden in V-Form geplant, um Regenwasser zu nutzen und mit Sonnenkollektoren bestückt zu werden. Der komplette Betrieb der FTZ soll CO2-neutral sein und mit Solar- und Windkraft betrieben werden.

Die Kosten für das komplette FTZ werden sich auf 750.000,- U$ belaufen. Geplant ist aber, das FTZ in Modulen, je nach den finanziellen Möglichkeiten zu erbauen. Zunächst geht es darum, die Phase 1 des Projektes zu finanzieren. Global Mamas hat bereits das Gelände erworben und möchte nun die ersten Gebäude erreichten in denen dann Platz für die ersten ca. 20 Personen ist.

Diese erste Stufe / Phase 0,5 der FTZ schafft zunächst Platz für 20 Handwerkerinnen. Sie wird wertvolle Erkenntnisse darüber liefern, wie verschiedene innovative lokale und nachhaltige Baumaterialien am effektivsten eingesetzt werden können. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sollen dafür genutzt werden, um rasch und effektiv die größere FTZ-Phase 2 zu realisieren, die dann weitere 180 Frauen beschäftigen wird.

Das Gebäude für Phase 0,5 wird so gestaltet, dass es in der größeren FTZ-Phase 2 als Kinderkrippe für berufstätige Mütter genutzt werden kann. Nach dem Bau der FTZ wird sich diese durch den Verkauf von Produkten selbst tragen.

Wir werden das Projekt auch weiterhin unterstützen und freuen uns über alle Mithilfe für die Global Mamas und ihr Projekt einer FTZ.

Zur Geschichte der Global Mamas

Global Mamas wurde 2003 gegründet und ist eine ghanaische Nichtregierungsorganisation (NGO), die 340 Frauen an zehn Standorten in Ghana beschäftigt und Produkte in zahlreiche Länder verkauft. Durch die Produktion von handgefertigten Textilien, Accessoires, Schmuck und Pflegeprodukten in höchster Qualität ist es Global Mamas in den letzten fünfzehn Jahren gelungen, diesen Frauen und ihren Familien ein Leben in bescheidenem Wohlstand zu ermöglichen.

2003 mit nur sechs Näherinnen gegründet, ist die Organisation durch den Einsatz von Handwerkern, lokalem Wissen und tiefgreifenden Beziehungen organisch gewachsen. Zwei der Gründerinnen kommen aus den USA, haben dort BWL studiert und arbeiten heute im Management.

In den ersten Jahren des Betriebs hat Global Mamas mit der Einstellung einzelner Handwerker eine dezentrale Fertigungsstruktur aufgebaut, aber nach kurzer Zeit einen kritischen Punkt erreicht. Eine kontinuierliche Produktqualität und die Einhaltung von Lieferterminen waren schwer zu erreichen, was zu kostspieligem Ausschuss und verpassten Absatzchancen führte.

Im Jahr 2010 startete Global Mamas zwei zentralisierte Fair-Trade-Produktionsstätten, zunächst in Odumase-Krobo und später in Ashaiman-Tema, mit Vollzeit-Handwerkerinnen, die unter einem Dach arbeiten. Seitdem hat Global Mamas nicht nur die Produktqualität verbessert, was zu höheren Aufträgen und geringeren Ausschusskosten geführt hat, sondern auch zu einem nominalen Wachstum. Global Mamas hat gezeigt, dass die Herstellung in einer Fabrik zu 100% fair gehandhabt werden kann und zu substanziellen und nachhaltigen Auswirkungen für mehr Frauen führt.

Aus diesem Grund wurde entschieden, die nun projektierte FTZ zu bauen, um das bisher Erreichte abzusichern und Global Mamas eine langfristige Perspektive zu ermöglichen. Für die Errichtung der Fair Trade Zone hat Global Mamas etliche Jahre Spendengelder eingeworben, die es ihnen nun ermöglichte, im August 2018 in Akuse ein Gelände zu erwerben.

Global Mamas ist ein zertifiziertes Fair-Handels-Unternehmen (Guaranteed Member of WFTO) und versichert den Verbrauchern, dass die Produktion sozial, ökologisch und wirtschaftlich verantwortungsvoll erfolgt.

Gesellschaftliche Hintergründe in Ghana (Daten von 2018)

Global Mamas Produzenten verdienen durchschnittlich 34% mehr als der durchschnittliche Handwerker in Ghana und dort Arbeitende haben Zugang zu Sozialversicherung, Krankenversicherung, Überstundenvergütung und bezahltem Mutterschaftsurlaub. Global Mamas ist der festen Überzeugung, dass die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen am effektivsten ist, um Armut zu lindern, stabile Familienstrukturen und eine Verbesserung für das Gemeinwohl zu schaffen.

Vor 30 Jahren beschäftigte die einstmals boomende Textilindustrie in Ghana mehr als 25 000 Arbeitnehmer, was 27% der Arbeitsplätze in der Industrie und rund 12% des ghanaischen BIP ausmachte. Heute sind nur noch ein paar hundert Arbeiter bei zwei großen Textilherstellern beschäftigt. Das Ghana Revenue Agencies Governing Board schätzt einen jährlichen Verlust von 300 Millionen GHS. Der Zusammenbruch der Branche ist zu einem großen Teil auf Probleme mangelnder Produktionsinfrastruktur, fehlender Finanzierungssysteme, hoher Stromkosten und begrenztem internationalem Marktzugang zurückzuführen. Dies hat viele hochqualifizierte, gut ausgebildete Arbeitskräfte im Textil- und Bekleidungssektor ohne Beschäftigungsmöglichkeiten zurückgelassen und in Armutszyklen gesteckt. Heute beschäftigt die gesamte verarbeitende Industrie 14 % aller offiziell Beschäftigten in Ghana, von denen nur 11 % Frauen sind.

Über ein Viertel der ghanaischen Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Trotz der Erreichung des ersten Millenniumsentwicklungsziels (englisch: Millennium Development Goals, MDGs), der Halbierung der Armut, steht Ghana vor großen Herausforderungen im Hinblick auf die Schaffung von menschenwürdigen Arbeitsplätzen, der Bekämpfung von Unterbeschäftigung und der Beseitigung der erheblichen geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den Arbeitsmöglichkeiten.

Die Arbeitslosenquote in Ghana beträgt 11,9 %. 1,2 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu Beschäftigungsmöglichkeiten. Fast 60 % der Arbeitslosen in Ghana sind Frauen. Ebenso drängend ist die hohe Quote von Armut, trotz Beschäftigung oder nur saisonalen Beschäftigungsverhältnissen. Von den beschäftigten Frauen arbeiten etwa 85 % in diesem gefährdeten Beschäftigungsbereich und sind deshalb nicht durch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen geschützt und haben kaum oder keinen Zugang zu medizinischer Versorgung, sozialer Sicherheit oder anderen Leistungen durch Arbeit. 78 % der berufstätigen Frauen arbeiten in gefährdeten, marginalen, saisonalen, niederen und oft gefährlichen Beschäftigungsverhältnissen. Frauen verdienen 25% weniger als Männer für die gleiche Arbeit. Aber sie investieren 90 % ihres Einkommens in ihre Familien und Gemeinden, verglichen mit nur 35 % ihrer männlichen Kollegen. Das heißt, wenn Frauen einen Arbeitsplatz haben, gehen mehr Kinder zur Schule und bekommen eine bessere Gesundheitsversorgung, lokale Unternehmen gedeihen und die Lebensqualität steigt für jeden in der Gemeinde.

Jede sechste Person, überwiegend Frauen, ist in der globalen Modeindustrie beschäftigt, wo Arbeiten in gefährlichen Fabriken und mit kargen Löhnen die Norm sind. Diese Industrie erlebt seit einiger Zeit aber einen Wandel, da das gestiegene weltweite Interesse an ethisch produzierten Produkten eine ständig steigende Nachfrage nach "Slow Fashion" - hochwertiger, langlebiger, ethisch und umweltfreundlich produzierter Kleidung, erfährt. Ghanas Textil- und Bekleidungsindustrie hat das Potential, durch die Schaffung von Arbeitsplätzen in Ghana für Tausende von Frauen nachhaltige Lebensgrundlagen zu schaffen. Die Verbesserung des Zugangs insbesondere von Frauen zu regulären Beschäftigungsbereichen bei gleicher und gerechter Bezahlung ist von entscheidender Bedeutung für die Schaffung von Wirtschaftswachstum, der Verringerung von Armut, Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit und Verringerung von Fluchtursachen.

Die enormen negativen Auswirkungen der traditionellen Bekleidungsproduktion besonders auf Frauen und die Umwelt sollten nicht länger ignoriert werden. Skalierbare Fair-Trade-Produktionsmodelle sind die Zukunft der Mode, die den Ansprüchen der Verbraucher gerecht werden, ohne die Integrität zu gefährden. Die Fair Trade Zone von Global Mamas möchte einen Akzent in der Modebranche setzen und ein reproduzierbares und skalierbares Vorbild in Afrika für eine ökonomisch nachhaltige Produktion sein, die ökologisch und sozial verantwortungsvoll durchgeführt wird. Durch das Projekt soll die Grundlage geschaffen werden, langfristig die bisherige Arbeit zu sichern und an notwendige globale Standards anzugleichen. Global Mamas hat bewiesen, dass die Herstellung in einer Fabrik unter Fair-Trade-Kriterien möglich ist und ist bereit, durch die FTZ weitere 200 dauerhafte und lebensverändernde Arbeitsplätze vor allem für Frauen im ländlichen Ghana zu schaffen. Global Mamas ist der Auffassung, dass eine Einrichtung wie die FTZ das Potential hat, die Textilproduktion in Ghana wieder aufleben zu lassen – allerdings ökologisch und fair.

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